Stecher: Kilian, Lucas (1579-1615)
Inventor unavailable

1606

Kupferstich: H. I 6,0 x Br. 8,7 cm; beschnitten; Blattnummer: 2 (oben). Stecher: Lukas Ki1ian (Augsburg 1579- I 637). Verleger: Jakob Sandrart (Frankfurt 31.5. [?] 1630-Nürnberg 15.8.1708). Quellen: Cesare Ripa, Iconologia (1593) "Dialettica?: Alanus ab Insulis. Anticlaudianus. lib. m, cap. I (= PL 210,509). Inschrift: DIALECTICA.

Ähnlich wie die "Grammatik" (vgl.: Nr. 36b) weicht auch die "Dialektik" vom Ripa?schen Typenschema ab. Nach diesem mythologischen Handbuch ist die Personifikation mit einem von zwei Federn bestückten Helm gekennzeichnet. Als Attribut ist ihr ein an Klinge und Griff zugespitzter Degen beigegeben. Bei Kilian hingegen hält die leichtfüßige Frau mit manieristischen Proportionen eine Schriftrolle in der Rechten und eine Schalenwaage in der Linken, mit der das "Auf und Ab" im Verlauf eines Disputs allegorisiert werden soll. Das Attribut ist in diesem Zusammenhang zuerst bei Hans Sebald Beham (2. Viertel 16. Jh.) [RDK, Abb. 9) nachweisbar. Lukas Kilians Serie besticht v.a. durch die ausgewogene Gliederung der einzelnen Blätter. Die auf einer profilierten Basis mit Triglyphen in der Mitte und Schrifttafel unten stehende Figur der Dialektik ist vor einem kontrastierenden dunklen Hintergrund gegeben. dessen Feld von Bogen- und Volutenmotiven begrenzt wird. Die Einfachheit der Hintergrundgestaltung, welche fast im Sinn einer kortrastreichen Einlegearbeit angelegt ist, läßt die fein gezeichneten, anmutig tänzelnden Figuren besonders gut zur Wirkung kommen.

G. M. Lechner, W. Telesko

Lit.: Thieme-Becker 20 (1927) 295-299: 29 (1935) 397; - LCI 2 (1970) 707; - RDK 3 (1954) 1387-1400, bes. 1392; - Hollstein XVII (1976) Nr. 550-557 (S. 148): - Ripa. Iconologia I, 121;- Henkel-Schöne. Emblemata 153f; Pigler II. 505f