Stecher: Küsel (Küsslin, verheiratet Krauss, Krausin), Johanna Sibilla (1650-1717)
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Kupferstich; H. 17,3 x Br. 13,8 cm; beschnitten. Signiert rechts unten mit: J.S.K. fecit Stecher: Johanna Sibilla Küsel (* um 1650, ? 15.1.1717). Quellen: Euripides, Bakehai; Titus Livius, Historiarum Libri XXXIX, 8-19 (Bericht über die Bacchanalien). Inschrift: Immoderatum Duke Amarum.

Inmitten einer Laube mit von Hermen besetztem Gemäuer tobt das ausgelassene Spiel von trunkenen Putten, kleinen Satyrn und Mänaden, die tanzen, die Schellen klatschen, Wein eingießen oder versuchen, ein Huhn zu rupfen (rechts im Vordergrund). Gleichsam als Hinweis auf den nicht präsenten Urheber dieses Treibens liegen der Thyrsosstab und die Maske des Dionysos über einem umgestürzten Korb voller Trauben. Die fast unwirkliche Anwesenheit der Hermen und eines monumentalen Reliefs (rechts oben) verleihen der Szene einen morbiden Charakter. Ikonographisch stellt das Blatt eine Mischform aus "Bacchusfest" (vgl.: "Kremser Schmidt"; RDK, Abb.3) und dem wahrscheinlich von Georg Pencz begründeten Typus des "Kinderbacchanals" (1529) dar. Letzterer wird im Augsburger Bereich von Johann Heinrich Schönfeld (? 1682/83) [RDK, Abb.5] vertreten. Die ausgelassene Stimmung der Szene wird in der Inschrift mit dem Hinweis auf die Unangemessenheit allen Übermaßes moralisierend kommentiert.

G. M. Lechner, W. Telesko

Lit.: Thieme-Becker 22 (1928) 74; - LAW I, 426f; - RDK 1(1937) 1321-1339; - Hollstein XIX (1976) Nr. 282, 1321-1420 (S. 152); Hunger 92-96; - Henkel-Schöne, Emblemata 173, 576; - Lucas Heinrich Wüthrich, Das druckgraphische Werk von Matthaeus Merian d.Ae., II, Basel 1972, Abb.9.