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Mb_004 Thesenblatt der katholischen Jesuiten-Universität Dillingen vom 23. Juli 1665

Stecher: Küsel, Matthäus (1629-1681)
Inventor: Storer, Johann Christoph (1611-1671)

1665

Kupferstich, H. 57,7 x Br. 44,8 cm; 1 Platte. Signiert unten links und rechts seitlich der Ovalkartusche mit den Thesen aus Philosophie mit: 10. Christophorus Storer del. und Mathaeus Küsel sculp. Matthäus Küsell (1629 -1681); Johann Christoph Storer (1611? -1671). Bezeichnet beidseitig des Thrones der Sapientia mit "In Alma et Catholica Universitate Dilingana / Ex Inclyti Collegii Philosophici Decreto". Im Sockel des Thronsuppedaneums: "Ad Maiorem Dei Gloriam / Nomina / DD. Magistorum, / Quos / A Virtute et Doctrina per Legitim um / Examen probatos / Ritu publico / Suprema LL. AA. & Philosophia Laurea insignivit / Ferdinandus Visier Soc. Iesu. Philosophiae / Professor Ordinarius. / Anno Christi. MDCLXV. Die XIII. lulij." Druckort: Dilingae, Cum facultate Superiorum. / Formis Academicis, Apud Ignatium Mayer.

Die Namen der 40 Defendentes sind mit römischen Zahlen numeriert (bis XL und 4 ohne Nummern) und auf die vier Sockel flächen im Bildvordergrund verteilt, zudem finden sich Herkunftsort und fallweise Ordens- oder Kongregationszugehörigkeit angegeben. Die "Quaestiones in Actu disputandae" sind in der Sockelkartusche als Fragen I - IV eingedruckt und werden von Gerätschaften verschiedener Wissenschaften und Künste flankiert. Über einer hohen Sockelzone mit zehn antiken Philosophen, die dort gleichsam hinter einer Brüstung ihren Disput halten, erhebt sich das Säulenmonument mit der in einer Nische sitzenden Sapientia. Von den Philosophen lassen sich Diogenes mit dem Faß, Platon mit dem Buch und dem eingeschriebenen "Quiesce ne quid nimis", Euklid mit der Kugel, Pythagoras mit dem offenen Buch, in das Dreiecke und das Wort Ergo eingezeichnet sind, Sokrates mit dem Hahn, Aristoteles mit offenem Buch vor der Sphaira und ganz rechts mit dem Schweine- oder Eberkopf und dem Wort "De Grege" vermutlich Heraklit erkennen. Die hinter den Philosophen aufragenden sechs sichtbaren Säulen des Hauses der Weisheit sind gedreht und mit Lorbeer- und Weinranken umwunden. Die Weisheit sitzt unter einem breiten Baldachin, ihre Attribute Szepter und Hammer werden von flankierenden Putti getragen. Ihr Thron ist wie bei König Salomon als Löwenthron gekennzeichnet, im aufgeschlagenen Buch sind mittels Federkiel die Worte: Pro Deo et Ecclesia eingetragen. Sapientias Mund spricht die Worte: Ilata Conceptae sine labe, auf ihrer Brust die Wappentartsche mit Hl. Geisttaube über Hammer und drei Pinienzapfen und drei schreitende Löwen. Dieses Universitätswappen wiederholt sich außerdem noch zweimal in den Gehängen zwischen den Säulen, die auch vier Embleme bringen; von links nach rechts: Durat in aevum mit Ring, Non quadrat in omnes mit Doktorbarett, Odit c1ausum mit offenem Buch und eingeschriebenem "Sapientia" und Non de lana caprina mit Doktormozetta. Im Architrav steht die Jahreszahl 1661 zu lesen, was die wiederholte Verwendung dieses Thesenblattes für mehrere Anlässe und Jahre belegt, wobei der jeweilige Text für den Eindruck geändert wurde. In den Gesimsen steht zu lesen: Authoritate et Privilegiis, Cardin. mit zugeordnetem "Erecta", Pontif. mit "Stabilita", Caesr. mit "Confirmata" und Episcop. mit Protecta". Putti darüber tragen die zugehörigen Insignien: Kardinalshut, Papsttiara, Kaiserkrone und Bischofsmitra. Auch die Kapitelle der Säulen sind mit individuellen Medaillons als Löwenkapitelle unterschiedlich gestaltet. über der Gebälkzone öffnet sich der Himmel mit Maria als Immaculata unter der Hl. Geist-Taube, durch die Axialität mit Sapientia zusätzlich als Sophia charakterisiert. Flankiert wird Maria von dem Augsburger Bischof und Diözesanpatron St. Ulrich - sein Buch trägt die Inschrift Liber Vitae - davor ist St. Hieronymus als Kirchenlehrer mit offenem Buch und darin eingeschriebenem "Ex Ore Fortis Dulcedo" abgebildet, darüber der Hl. Aloysius von Gonzaga mit Lilie und Spruchband "Lilium inter spinas". Gegenüber die Pendantheiligen St. Afra mit dem Scheiterhaufen und dem Text "Rubus incombustus", St. Katharina von Alexandrien mit Rad und Schwert - darauf die Worte "Gladius Gedeonis"- und St. Ursula oder St. Christi na mit Pfeilen und dem Spruchband" Ultra te sund". Sämtliche Texte nehmen hier auf die Verherrlichung Mariens Bezug. Die in der rechten unteren Bildecke eingeschriebene Zahl 374, die durchgestrichen und auf376 verbessert wurde, könnte ein Hinweis auf die Auflagenhöhe des Thesenblattes sein. Die für die Sapientia üblichen sieben Säulen, Hinweis auf die sieben Gaben des Hl. Geistes, sind hier nur in Sechseranzahl vertreten, die 7. Säule muß als Stütze für die Konche hinter dem Thronbaldachin gedacht werden. Das Thesenblatt ist eine exakte Vorstufe des 1738 anzusetzenden Hochaltares in der Kollegien- oder Universitätskirche von Salzburg unter der Stuckimmaculata des Diego Francesco Carlone und des Paolo d'Allio von 1707 in der Figurenausstattung von J. Anton Pfaffinger.

G. M. Lechner

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