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18. Jh.

Kupferstich: H. 15,4 x Br. 12,4 cm; beschnitten. Stecher unbekannt. Inschrift: Die gantze/Heilige Schrifft/Alten und Neuen/TESTAMENTS/durch D. Martin Luther/verteütscht.

Martin Luther (+ 1546) war neben seiner überragenden Bedeutung für die neuzeitliche Kirchengeschichte (1517 Thesenanschlag in Wittenberg, 1521 Ächtung Luthers auf dem Reichstag in Worms) auf Grund seiner Bibelübersetzung ins Deutsche (Neues Testament 1522, Gesamtbibel 1534) von entscheidender Wirkung für die deutsche Sprach- und Literaturgeschichte. Mit dem Mittel des Buchdrucks verbreitete er eine einheitliche neuhochdeutsche Schriftsprache auf der Grundlage der obersächsischen Kanzleisprache. Das Titelblatt zu der in Neustadt an der Aisch verlegten Ausgabe zeigt den Übersetzer mit Buch ("Biblia") in der Rechten und auf einen Portalvorhang mit Buchtitel weisend. Vor ihm ein Schwan als Symbol der Reinheit, angestrahlt von einem Engelputto durch Kerze und Spiegel. Die tempelartige Front der Hintergrundarchitektur ist an den Basen und am Gebälk mit den Evangelistensymbolen besetzt; vor den mächtigen, kannelierten Säulen im Vordergrund steht links Mose mit den Gesetzestafeln, rechts Christus, der Auferstandene mit Kreuz und Dornenkrone. Den beiden Zeugen des Alten und Neuen Bundes sind unten zu Seiten einer Ansicht von Neustadt Symbole zugeordnet: unter Mose für das Alte Testament: Eherne Schlange, Siebenarmiger Leuchter als Zeichnung (Opfer) und Säule mit Kette (Gefangenschaft des Menschen im Alten Bund, vgl. Röm. c.5). Unter Christus befinden sich für das Neue Testament eine Weinkanne mit Schüssel und ein Kelch mit Hostie und Geisttaube als Hinweis auf die Eucharistie. Die Palme zeigt das Märtyrertum an.

G. M. Lechner, W. Telesko

Lit.: LCI 4 (1972) 133 f.; Ph. Schmidt, Die Illustration der Lutherbibel 1522 -1700, Basel 1962.