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Vf_014 Der Evangelist Lukas malt die Madonna, München 1810/16

Stecher: Piloty, Ferdinand (1786-1844)
Inventor: Quast, Pieter Jansz (1606-1647)

1810/16

Lithographie, olivgrau getönt, H. 18 x B. 25, 4 cm; unten signiert, links: P: Quast., rechts: F: Pilotj del:. Zeichner: Pieter Jansz Quast (Amsterdam 1606-1647) zugeschrieben; Lithograph: Ferdinand Piloty d.Ä. (1786-1844).

Das Blatt stammt aus dem Göttweiger Klebeband "Les Oeuvres Lithographiques par Strixner, Piloti et Compagnie" (München 1810/16), S. 221, Lieferung 51/4: "S. Lucas peintre, par P. Quast". Die Gesamtserie von Johann Nepomuk Strixner (1782-1855) und Ferdinand Piloty zur Dokumentation der königlich-bayrischen Graphiksammlung in München bestand aus 432 Blättern in 72 Lieferungen zu je sechs Lithographien, der Band des Stiftes umfasste 352 Seiten. Die Zuschreibung der Originalzeichnung, heute Staatliche Graphische Sammlung München Inv.-Nr. 1376, an Pieter J. Quast aus dem 19. Jh. hat sich längst überholt, jetzt wird ein anonymer Niederländer als Künstler angenommen. Maria mit dem Jesusknaben sitzt dem hl. Lukas als Modell gegenüber. Dieser auf einem Hocker mit Stierkopf, seinem Evangelistensymbol, skizziert an der Staffelei das Porträt der Madonna; an der Anrichte im Hintergrund betätigt sich ein Malerassistent als Farbenreiber. Die Passions- und Kreuzigungsbilder an der Rückwand des Atelierzimmers verweisen propädeutisch auf das Leiden Christi. Die ausführliche Schilderung Mariens und der Kindheit Jesu im Lukastext mögen dazu geführt haben, dass der Evangelist als Maler der Madonna bezeichnet wurde, obwohl in der Bibel (Kol 4, 14) sein Arztberuf angegeben ist. Zunächst galten die überaus verehrten Gnadenbilder, nämlich Marienikonen im Typus der Hodegetria, Glykophilousa und Eleousa als Lukasbilder, um ihre Authentizität und Wirkkraft zu steigern. Theodorus Lector berichtet um 530 als erster von einer Lukasmadonna: Kaiserin Eudokia habe bei ihrer Pilgerfahrt ins Hl. Land (438/39) ein Bild der Gottesmutter, das der Apostel Lukas gemalt hat, an ihre Schwägerin Pulcheria nach Konstantinopel geschickt, die dafür ein Heiligtum nahe der Hagia Sophia, möglicherweise mit der Hodegetriakirche identisch, errichten ließ. In der bildenden Kunst ist die Darstellung des Evangelisten als Marienmaler seit dem 11. Jh. bekannt, die besonders detailreiche Ausgestaltung in der niederländischen Malerei des 15./16. Jhs erhielt. Zum Patron der Malergilden, die Lukas als ersten christlichen Maler verehrten, avancierte er südlich der Alpen bereits im 13. Jh., aber noch 1809 nannte sich der Nazarenerkreis um Johann Friedrich Overbeck (1789-1869) "Lukasbund".

G. M. Lechner, M. Grünwald

Migne, PL 42, 952. - Luitpold Dussler, Die Incunabeln der deutschen Lithographie (1796-1821), München 1924, Heidelberg 2 1955, S. 153, LI/4, 187. - Arnim R. Winkler, Die Frühzeit der deutschen Lithographie, Katalog der Bilddrucke von 1796-1821, Materialien zur Kunst des 19. Jahrhunderts, Bd. 16, München 1975, S. 363 (51.4). - Kat.: Inkunabeln der Lithographie, Göttweig 1982, Nr. 100, S. 84 f. - Gisela Kraut, Lukas malt die Madonna. Zeugnisse zum künstlerischen Selbstverständnis in der Malerei, Worms 1986. - Marienlexikon 4, 1992, S. 183-186 (F. Trenner).

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